Waffen sind kein nachhaltiges Investment
Rüstung ist und bleibt Ausschlusskriterium
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine werden wir immer wieder gefragt, ob wir unsere Einstellung zu Rüstung und Waffen überdenken. Bemühungen seitens der Rüstungslobby, Rüstung und Waffen, als nachhaltig zu positionieren, gibt es schon seit längerem. Diese, so das Argument, dienten ja der Selbstverteidigung und Abschreckung und ermöglichten so erst nachhaltige Entwicklung. Der Appell an die EU lautete sogar, Waffen in den Bereich Social der EU-Taxonomy aufzunehmen.
Unsere Antwort ist und bleibt: Nein. Waffen sind kein nachhaltiges Investment! Murphy&Spitz lehnt Investments in Rüstung und Waffen konsequent ab.
Hier ein kürzlich gegebenes Interview mit der Deutschen Welle, in dem wir unsere Position klarstellen:
Wie bestimmen Murphy und Spitz, ob ein Unternehmen „nachhaltig“ ist?
Andrew Murphy: Nachhaltig sind bei Murphy&Spitz Unternehmen, die einen konstruktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft im Sinne der Sustainable Development Goals leisten und sich hinsichtlich ökologischer, sozialer und Corporate Governance-Kriterien einwandfrei verhalten. In der Regel sind dies Unternehmen nachhaltiger Branchen, wie Gesundheit, Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Nachwachsende Rohstoffe, ökologisches Bauen, umweltfreundliche Mobilität, Bildung, Naturkost und Wasser. Sie bieten mit ihren Produkten und Dienstleistungen Antworten auf und Lösungen für die drängenden Fragen unserer Gesellschaft, nämlich den Klimawandel, Gesundheit oder soziale Teilhabe. Wir haben über diese Zuordnung zu den nachhaltigen Branchen hinaus stringente Ausschlusskriterien definiert. Dazu gehören Rüstung, fossile Energieträger, wie Öl, Gas und Kohle, Mining, Atomenergie, Alkohol, Tabak, Pornographie, Kinderarbeit, vermeidbare Tierversuche, Verstöße gegen die Menschenrechte und Arbeitsnormen, die Todesstrafe und das Führen von Angriffskriegen. Diese Bereiche und Themen schaden der nachhaltigen Entwicklung massiv oder bergen erhebliche Nachhaltigkeitsrisiken. Die in Frage kommenden Unternehmen analysieren wir außerdem eingehend und fortlaufend nach ESG-Kriterien.
Warum sind Rüstungsunternehmen traditionell von nachhaltigen Investmentfonds ausgeschlossen worden?
Andrew Murphy: Zunächst einmal muss klar sein, dass nachhaltige Investmentfonds nicht pauschal über einen Kamm geschoren werden können. Es gibt sehr wohl Investmentfonds, welche sich als nachhaltig bezeichnen, die, bspw. nach dem Best-in-Class-Ansatz, auch in Rüstungsunternehmen investieren, oder die gewisse Umsatztoleranzen im Rüstungsbereich dulden. Im US-amerikanischen Raum können diese Umsatzschwellen bei bis zu 50 % liegen! Da können Konzerne dabei sein, die zwar nur 49 % ihres Umsatzes mit Rüstung machen, aber zu den größten 20 Waffenherstellern weltweit gehören. Darüber hinaus wird bei manch einem Investmentfonds noch zwischen umstrittenen bzw. geächteten Waffen, nämlich chemischen und biologische Waffen, Streumunition und Atomwaffen und konventionellen Waffen unterscheiden. Man muss schon genau auf die Formulierungen in den Anlagerichtlinien achten.
Wer aber Nachhaltigkeit, wie Murphy&Spitz und auch die Vereinten Nationen es tun, positiv definiert, also als aktiven Beitrag zu einer Entwicklung, die es heutigen und zukünftigen Generationen ermöglicht ein gutes, gesundes und selbst bestimmtes Leben zu führen, kann und darf nicht in Unternehmen investieren, die Produkte herstellen und mit ihnen Geld verdienen, welche Angriffskriege ermöglichen, Lebensräume und Leben zerstören, die dazu entwickelt und produziert werden, Menschen möglichst effizient zu töten.
Wie sah die Debatte über die Einstufung von Rüstungsunternehmen als nachhaltig vor dem Krieg in der Ukraine aus? Hat sich die Debatte seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verändert?
Andrew Murphy: Schon vor dem Einmarsch Putins in die Ukraine hat die Waffenlobby Anstrengungen unternommen, Waffen als nachhaltige Investments zu positionieren. Die Möglichkeit zur Verteidigung, so ihre Argumentation, sei überhaupt erst die Grundlage für eine positive nachhaltige Entwicklung. Dieses Argument hat die Rüstungsindustrie im Zuge der Diskussionen um die EU-Taxonomie wieder verstärkt in den Ring geworfen. Und sie heizt die Diskussion jetzt umso vehementer an. In der deutschen Nachhaltigkeitsbranche ist – bis dato – Konsens, dass Rüstung nicht zu den nachhaltigen Investments gehört. Erste Investoren in Europa kündigen jedoch bereits an, ihre Ausschlüsse zu überarbeiten oder haben es bereits getan.
Wie stehen Murphy und Spitz zu dieser Debatte? Hat der Krieg in der Ukraine Ihre Position beeinflusst?
Andrew Murphy: Rüstung ist und bleibt bei Murphy&Spitz striktes Ausschlusskriterium. Zu 100 Prozent. Der Krieg in der Ukraine hat uns vielmehr darin bestärkt, dass nachhaltige Investments einen wesentlichen Teil zu Stabilität und Sicherheit beitragen können. Die nachhaltigen Branchen helfen uns, unabhängig von totalitären Regimen zu werden. Und zwar über den sofortigen, konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien und eine effizientere Nutzung und Speicherung der Energie, über den nachhaltigen Umbau der Mobilität bzw. der Verkehrssysteme, über ökologisches Bauen zur Einsparung von Energie. Dies gilt es zu fördern. Nicht die Rüstungsindustrie, nicht Waffen, die unschuldige Menschen töten, Lebensräume vernichten und – in den falschen Händen – Angriffskriege von machthungrigen Herrschern ermöglichen.
Noch einmal in aller Deutlichkeit: wenn Europa viel konsequenter nachhaltige Themen berücksichtigt hätte, wären wir nicht in diese schreckliche Situation gekommen, vor der wir heute stehen. Und auch jetzt liegt die Lösung auf der Hand: 100 % Erneuerbare Energien so rasch wie möglich. Das Versäumnis, nicht auf die ökonomisch und ökologisch sinnvollste Energieform, nämlich Energie aus Wind und Sonne, zu setzen, hat Putin erst in die Lage versetzt, Angriffskriege zu führen. Dieses historische Erbe müssen wir nun so rasch wie möglich beheben. Europa kann und wird unabhängig von Kohle und Gas sein.
Gibt es sonst noch etwas Wichtiges zu diesem Thema zu erwähnen?
Andrew Murphy: Eine sehr interessante Erkenntnis ziehen wir ebenfalls aus dem Angriffskrieg und der betrifft den Wunsch der EU, Nuklearanlagen ein nachhaltiges Mäntelchen umzuhängen. Haben wir in der Vergangenheit im Wesentlichen die Atomenergie aus zwei Gründen abgelehnt, und zwar aus der Gefahr eines Reaktorunfalls, wie in Fukushima, Tschernobyl und Harrisburg, und wegen der nicht gelösten Lagerungsthematik, so kommt nun ein weiterer sehr gewichtiger Grund hinzu: Sicherheit! Die russische Angriffsarmee hat bewusst ein Atomkraftwerk beschossen und als Druckmittel die nukleare Gefahr genutzt. Die Sicherheit und die Unabhängigkeit Europas lassen die weitere Nutzung der Nuklearenergie nicht zu.